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Im Lexikon werden die Grundaussagen des Heiligtums der Sieben Göttinnen unter Hinweis auf die Posts im Hauptblog authentisch wiedergegeben.

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Im Unterblog Heiligtum der Sieben Göttinnen FAQ werden Häufig gestellte Fragen /Frequent Asked Questions beantwortet:

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Sonntag, 12. Februar 2012

Verschriftlichung


a)  Unter Verschriftlichung versteht man den Gebrauch von geschriebenen Symbolen als Träger von Information, wie sie bei Einführung der Schrift und ihrer Verbreitung zum Träger der Kultur wurden, wobei wir zur Kultur alle Informationen als Mitteilungen zwischen Menschen zählen, auch solche, die auf ein bestimmtes Verhalten der beteiligten Menschen gerichtet sind, um hierdurch gesellschaftliche Einrichtungen, also Virtuelles zu bewirken. Mit Verschriftlichung der Welt bezeichnen wir dabei den Vorgang, dass die Erfassung und Verbreitung der Information, die für das Bewirktwerden aller kulturellen und gesellschaftlichen Erscheinungen maßgeblich ist, grundsätzlich -mit Ausnahme der durch unmittelbare Kommunikation konstituierten Kleingruppierungen-  schriftlich erfolgt. Jede kulturelle oder gesellschaftliche Erscheinung kann nur dadurch entstehen, dass sie durch das Verhalten der an ihr Beteiligten gemäß einer ihnen vorliegenden Information durch ein abgestimmtes Zusammenwirken bewirkt wird. Durch die Verwendung der Schrift konnte die hierbei erforderliche Information sowohl zeit- als auch raumübergreifend weitergegeben werden, wodurch völlig neue virtuelle Gestaltungen, auch unter nicht persönlich verbundenen und anonymen Beteiligten bewirkt werden konnten. Während zuvor nur solche virtuellen kulturellen und gesellschaftlichen Einrichtungen bewirkt werden konnten, für deren Informationsbedarf ein mündlicher Austausch ausreichte, erlaubte die Verschriftlichung weitaus größere und umfassendere Gestaltungen bis hin zu den ersten politischen Großreichen. Die Schrift selbst wird auf ägyptische Hieroglyphen und mesopotamische Keilschrift, beides aus dem vierten vorchristlichen Jahrtausend, zurückgeführt, eine wahrhaft kulturelle Bedeutung erlangte sie jedoch erst mit dem Ende des zweiten vorchristlichen Jahrtausends, vor allem nach ihrer Alphabetisierung und Phonetisierung, wodurch den alphabetisierten Symbolen eine phonetisch sprachliche Bedeutung beigelegt wurde. Ebenfalls wurden zu dieser Zeit erst geeignete Symbolträger, wie die Papyri, gefunden. Erst damit konnte sich die Schrift zu einem Kulturträger entwickeln, der die etwa rhetorisch oder episch formalisierten mündlichen Informationsträger ablöste.   b)  Nunmehr begannen die schriftlichen Aufzeichnungen der mündlichen Überlieferungen, wie sie uns etwa von den aus dem 8. bis 6. vorchristlichen Jahrhundert stammenden Werken Homers, Hesiods und dem Alten Testament der Bibel bekannt sind; auch die überkommenen schriftlichen Nachweise des offenbar weitaus älteren Gilgamesch Epos stammen aus dieser Zeit. Hiermit wurde eine tiefgreifende Kulturwende eingeleitet. Zuvor galt die allein durch mündliche  Information getragene matriarchale Kultur. Sie ist für einen Zeitraum von knapp 40.000 Jahren nachweisbar, wie wir von aus dieser Zeit recht kontinuierlich vorhandenen archäologischen Funden in Form von die weiblichen Sexualmerkmale wie Brüste, Hüften und den Schambereich überbetonenden kleinen Statuetten sowie durch viele aufgezeichnete Mythen aus der vorschriftlichen Zeit wissen. Die Menschen bestimmten ihre Zusammengehörigkeit nach den Geburten durch die Mütter, in deren Schoß sie die Einbindung in den ewigen Kreislauf des Lebens zu erkennen glaubten. So wie sie den Kreislauf der Natur mit Frühling und Erblühen, Sommer und Reifen, Herbst und Vergehen sowie Winter und Tod erlebten, fanden sie ihn bei den Göttinnen bestätigt, die im Frühling ihren Gottsohn gebaren, ihn im Sommer oft als Gatten liebten, um ihn in der Reife des Herbstes wieder zu verlieren und ihren Tod im Winter zu betrauern, bevor alles wieder mit der Schwangerschaft und der Geburt im Frühling von neuem begann. Nachdem die Menschen die Bedeutung der Sexualität erkannt hatten, deuteten sie den Geschlechtsakt als Öffnung des weiblichen Schoßes, damit die wiederzugebärenden Seelen dort einkehren konnten. Auch der Schoß der Göttinnen wurde nunmehr von ihren Sohngeliebten geöffnet. Die Menschen erfuhren selber auch in der geschlechtlichen Vereinigung und dem dabei empfundenen orgiastischen Rausch ihre Teilhabe am göttlichen Lebenskreislauf, ein Erlebnis das auch Gegenstand ritueller Verehrung wurde. Die biologische kausale Vaterschaft indessen entdeckten die Männer erst mit Hilfe der Vermehrung ihrer Erkenntnisse, die ihnen die Verschriftlichung brachte.   c)  Mit ihr waren nicht nur eine gewaltige Erweiterung der Informationsbasis und deren Intensivierung verbunden, was unmittelbar die virtuellen Gestaltungen betraf, sondern sie verselbständigte zugleich die Abstraktion. Die Abstraktion ist in jedem Einzelnen als Fähigkeit zur Verallgemeinerung einer konkreten Wahrnehmung angelegt, indem das Bewusstsein wie im System sich endlos spiegelnder gegenüberstehender Spiegel ein Wahrgenommenes, wie es wiederum selbst wahrgenommen wird, spiegelt und dabei von Stufe zu Stufe immer höher gelangt. Aufgrund der zur sich selbst wahrnehmenden Wahrnehmung hinzutretenden Beurteilungsfähigkeit kann der Gegenstand der Spiegelung von Stufe zu Stufe aufsteigend durch Weglassen von Eigenschaften und absteigend durch deren Hinzufügen gewandelt werden. Die Abstraktion ermöglicht dabei aufsteigend eine einzelne Wahrnehmung soweit zu verallgemeinern, dass sie mit einer entsprechenden Wahrnehmung eines anderen Menschen vergleichbar wird. Mithilfe von Symbolen können diese sich dann hierüber austauschen, indem die Bindungskraft der Kommunikation die hierzu notwendigen Bahnen schafft. Ob die zwischen den durch die Kommunikation verbundenen Einzelnen ausgetauschte Information genügte, mithin ein jeder der Beteiligten seine inneren Wahrnehmungen ausreichend verallgemeinert hat, erweist sich am Erfolg ihres hierdurch ermöglichten Zusammenwirkens. Das heißt, die Wahrnehmungen in jedem Einzelnen müssen soweit verallgemeinert werden, dass sie für die zum gemeinsamen Bewirken eines festgelegten Ziels erforderliche Information ausreichen. Zu mehr kann die Verallgemeinerung nicht führen, vor allem nicht zur Identität der Wahrnehmungen, aber auch nicht zur Wahrheit. Diese erschöpft sich allein in dem Vermögen eines jeden Einzelnen, den Irrtum zu erkennen, soweit sie nicht Teil des allgemeinen Lebens und damit positive Bedeutung im Sinne einer Erleuchtung zu erlangen vermag. Die Verschriftlichung ermöglicht nun aber, den Inhalt einer jeweils individuellen Abstraktion mittels der Symbole aus der Transistenz des jeweils werdenden Lebens herauszulösen und auf der Ebene der Information zu vergegenständlichen. Von dort kann die Information von dem Einzelnen selbst wieder bei Bedarf erinnert werden, auch in anderem Zusammenhang, oder auch von anderen benutzt und als Gegenstand weiterer Verallgemeinerungen dienen. Damit entfaltet die Abstraktion eine selbständige Bedeutung, was ihr nur durch die Verschriftlichung möglich wurde. Nun konnten ganze Systeme im Wege der Abstraktion geflochten werden, die als Information Grundlage von entsprechend weitreichenden und komplexen virtuellen Gebilden werden konnte. Die Verschriftlichung wurde selber verallgemeinert und es bildete sich die wissenschaftliche Methode heraus, die Philosophie begann zu blühen, Mathematik und Kosmologie entstanden.   d)  Was dort indessen geschah, entfernte sich immer mehr von der bisherigen Kultur und deren Einbindung in den natürlichen Lebenskreislauf und stand dem männlichen Verständnis weitaus näher als dem weiblichen. Die Frauen definierten sich infolge ihrer körperlichen Eingebundenheit mit der gesamten Natur und mit deren Fruchtbarkeit, während die Männer ihre Stellung nur über funktionale, also bereits durch Abstraktion verallgemeinerte Aufgaben, wie Nahrung für andere zu besorgen oder für deren Sicherheit zu sorgen, fanden. Den Männern lag es daher näher, etwas zu bewirken, indem vorgegebene Informationen umgesetzt wurden, worauf sich ihre Macht gründete. Damit wirkten sich die durch die Verschriftlichung einstellenden Änderungen primär auf männliche Bereiche aus, erst sekundär über die  Beiträge der Männer auf die Frauen. Dies aber reichte, um der mit der Verschriftlichung beginnenden Entwicklung eine zunehmend mehr von männlichen Bedürfnissen bestimmte Richtung zu geben. Auch die wissenschaftliche Erkenntnis wurde zu ihrer Domäne und diese offenbarte ihnen nun recht bald den wirklichen Zusammenhang zwischen Geburt und Zeugung, dass nämlich der Mann einseitig durch Begattung einer Frau diese zu befruchten vermochte, ohne dass es auf die Einbindung deren Schoßes in den ewigen Kreislauf des Lebens ankäme. Auch bedurfte es nicht der willentlichen Mitwirkung der Frauen, man konnte einfach über ihren Schoß verfügen, sie auch mit Gewalt nehmen, sich ihrer bedienen. Hiermit nahm die sich neu ausrichtende Kultur ihre Fahrt zum Patriarchalismus auf, der die jahrzehntausende matriarchale Kultur gänzlich entzauberte und in einer beispiellosen Weise  eine ganze Geschlechtergruppe unterwarf. Die Frauen wurden zur männlichen Vermehrung instrumentalisiert und verloren darüber nicht nur ihre Sonderstellung, sondern auch alle über diesen Zweck hinausgehenden Befugnisse und Rechte, sie wurden weggeschlossen, mussten sich verhüllen und eine strenge Moral wachte über die wahre Urheberschaft des Mannes für seinen Nachwuchs. Denn diese war ständig dadurch bedroht, dass die Frau einem anderen Mann ihren Schoß öffnen konnte. Dies auszuschließen diente nahezu alle Moral. Die Männer aber lösten sich aus der sexuellen Abhängigkeit von den Frauen, indem sie das sexuelle Erlebnis, einst die Verbindung zu den Göttern schaffend, zur niederen Wollust abwerteten und die Frauen, die hieran teilhatten, zu Prostituierten machten. Nach dem kurzen phallokratischen antiken Zwischenspiel der Päderastie, die wahrhafte sexuelle Liebe nur in dieser homoerotischen Variante anerkannte, schritt die Verallgemeinerung dazu, vom Leben schließlich alle Leiblichkeit zu  abstrahieren und alles in der Idee eines einzigen männlichen Gottes münden zu lassen.  Die Idee wurde im Idealismus zu Realität, das Leben und die Bedürfnisse eines jeden einzelnen Menschen zu bloßen Akzidenz, das Sein der Begriffe wurde geschaffen.   e) Dies führte zum Zivilisationsbruch. Alle Zivilisation entstand durch gemeinsames Bewirken entsprechend der den hieran Beteiligten vorliegenden Information. Die Abstraktion, die die Information gewinnen ließ, kennt aber keine Wahrheit, sie ist nur daran zu messen, was das zu ihrer Umsetzung Bewirkte jeweils konkret für die hiervon betroffenen Einzelnen bedeutet. Durch die Verselbständigung der Abstraktion und dem eigenen Sein, das den Begriffen idealistisch beigelegt wurde, wurde nunmehr das Ergebnis der durch die fortschreitende Abstraktion gewonnenen Information allein nur noch am Allgemeinen, das heißt an einem anderen Abstrakten und nicht mehr an den konkreten Auswirkungen für die beteiligten Einzelnen gemessen, fern der in jedem Einzelnen gründenden Wahrheit und korrigierbar nur durch Zusammenbrüche der Systeme, bei denen die beteiligten Einzelnen stets unter die Räder des sogenannten Fortschritts kamen. Natürlich gab es kein Allgemeines, das wiederum ein anderes Allgemeines rechtfertigen könnte, Rechtfertigung fand sich ausschließlich, wenn das Allgemeine über das Bewirkte wieder zum Einzelnen kam. Tatsächlich führte diese den Zivilisationsbruch  darstellende Verselbständigung der Verallgemeinerung auch dazu, dass nunmehr beliebige Ziele außerhalb der Kontrolle der beteiligten Einzelnen bestimmt werden konnten und diese entstammten dann zumeist den Bedürfnissen derjenigen, die die Abstraktion der Systeme und deren Verwendung beherrschten. Der Einzelne selbst wurde schließlich darauf reduziert, was man seiner zumindest bedurfte, dass er die ihm aufgegebene Information noch zuverlässig umsetzen konnte. Mithilfe des Idealismus und der durch ihn eröffneten Beliebigkeit waren die Menschen auf diese Weise stets leicht zu beherrschen. Im Idealismus war für ihre Leiber mit Ausnahme des Existenzminimums, das in Wirklichkeit das erwähnte Funktionsminimum war, kein Raum und deren Bedürfnisse waren auf allgemeine Lustbarkeiten beschränkt, der individuellen Lust, vor allem der sexuellen zu frönen, galt als Sünde. Hiermit hielt die patriarchale Kultur ihre Herrschaft bis heute aufrecht.   f)  Selbst die Aufklärung, die an vielen Prämissen dieser Kultur nagte, benötigte mehr als dreihundert Jahre, bis Frauen erste Zweifel an ihre männliche Instrumentalisierung und Beschränkung auf die sie dominierenden männlichen Bedürfnisse anmelden konnten. Noch heute schlägt ihnen die ganze Gewalt der männlich verschriftlichten Kultur entgegen, wenn sie sich den Ursachen ihrer systematischen Entrechtung zuwenden. Denn die Dokumente dieser Kultur sind von den ersten großen Werken Homers, Hesiods und der Bibel an bis heute nichts anderes als eine hemmungslose Verherrlichung männlichen Wirkens in dem Bemühen, die Spuren der jahrzehntausende alten bei der Verschriftlichung liquidierten matriarchalen Kultur zu verwischen. Hiervon muss man sich befreien und die Bedeutung der Verschriftlichung als Träger der patriarchalen Kulturrevolution in allen ihren Formen richtig einschätzen, um zu dem Punkt zurückzugehen, bevor sie begann. Die Niederlage der matriarchalen Kultur mit ihrem Selbstverständnis einer natürlichen Verbundenheit mit dem Leibeskreislauf und der Leiblichkeit allen Lebens wurde zutiefst in das Wesen der aufgrund der Verschriftlichung entstandenen neuen patriarchalen Kultur eingebrannt und deren fortschreitendes Abstraktionsvermögen mit der in hierdurch selbst errichteten Systemen gegründeten inzestuösen Wissenschaftlichkeit erlaubt nur solche Wege, die die hiermit zu vereinbarenden Beweise vorwegnehmen. Daher ist es den Feministen bis heute nicht gelungen, sich vom eigentlichen Kern patriarchaler Herrschaft zu befreien. Allein, was wir erleben, ist, dass dem seinerzeitigen Zivilisationsbruch nunmehr ein Kulturbruch folgt, weil die Kultur angesichts der sich auflösenden patriarchalen Ordnung den Menschen für ihr Zusammenwirken keine passenden Formen mehr zur Verfügung stellen kann. Deshalb ist es unumgänglich zu diesem Zeitpunkt zurückgehen, als infolge der Verschriftlichung die patriarchale Kultur mit der Niederschlagung der alten Kultur und der Entrechtung der Frauen begann. Diesen Weg beschreiten wir im Heiligtum mit der Verallgemeinerung der göttlichen  Lust und Liebe, wenn wir an den Mythen und der durch sie vermittelten Lebensform der Leiblichkeit allen Lebens wieder anknüpfen, um den Weg, den die patriarchale Kultur einschlug von der Warte göttlicher Leiblichkeit aus noch einmal zu verfolgen.


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